Ludwig Fischer

Ludwig Fischer, geboren 1949, war insgesamt 50 Jahre lang in der Gemeindeverwaltung Buchbach tätig, vom 1. März 1973 bis 31. Januar 2014 als geschäftsleitender Beamter

 

Die Interviewer kennen Ludwig Fischer gut. So reden sich alle während des Gesprächs mit "du" an.

Ludwig, wo bist du eigentlich aufgewachsen?

((O-Ton 0825, 1‘34‘‘-2‘07‘‘))

Geboren bin ich [1949] in Unterthalham, damals Gemeinde Irl, jetzt Gemeinde Oberbergkirchen. Ich bin ledig auf die Welt gekommen, meine Eltern haben ein halbes Jahr später geheiratet. Die Mutter hat nach Harham hingeheiratet, damals Gemeinde Pauluszell, jetzt Gemeinde Wurmsham.

 

Wir haben dort eine kleine Landwirtschaft gehabt mit 45 Tagwerk, 6 oder 7 Kühe, ein paar Rösser, Schweine und andere Tiere.

 

Ich bin in Ranoldsberg in die Schule gegangen, weil wir schulsprengelmäßig zu Ranoldsberg gehört haben, auch kirchlich. Die fünf Kilometer sind wir zur Schule, im Winter zu Fuß und im Sommer mit‘m Radl. Das heutige Younnis-Haus war früher das Schulgebäude. Am Anfang waren die Klassen 5 bis 8 unten, und die Klassen 1 bis 4 oben, die letzten Jahre waren dann die erste bis achte Klasse, also 50 Kinder, in einem Raum zusammengefasst gewesen, der Lehrer war der Herr Karl Haag, zu dem ich heut noch immer Kontakt habe. Der ist inzwischen in Moosen im Altenheim und wird jetzt 93 Jahre alt … Ist aber immer noch fit.

 

Welche Erinnerung hast du an das damalige Ranoldsberg?

Es war ein Straßendorf wie jetzt auch noch. Gastwirtschaft beim Willis, jetzt Willis-Sengmüller, dann war da der Oberreitmeier, das war früher bloß eine Metzgerei, das Wirtshaus ist erst später dazugekommen und ist jetzt auch schon wieder geschlossen. Wir haben einen eigenen Pfarrer gehabt, Ranoldsberg war damals schon eine eigene Pfarrei, heut' gehört sie zum Pfarrverband Buchbach. Der Pfarrhof war auch schon dort gestanden. 

 

Im so genannten Praßlhaus [an der Hauptstraße, das Haus wurde 2015 abgerissen, Anmerkung der Redaktion] – es gehörte einer Schwester vom Willis-Wirt – da war herunten die Post und oben im ersten Stock der Friseur Scharf. Später ist dann der Stoiber mit seiner Konfektionsschneiderei reingegangen, bis er sich später erweitert hat. Der Bäcker war auch schon da und der Schwaiger mit seinen Versicherungen. Der Haller war [damals] ein Lebensmittelgeschäft, der Weinhandel ist erst später entstanden. Und zwei oder drei Landwirte gab es, beim Pfarrhof der Beis, das war der Hofname, später Gründl und dann Süß, und beim Bauernwirt auch noch eine Landwirtschaft, das Haus dort ist ja denkmalgeschützt.

 

Beim Buchmeier [heute: Pflegeheim Marienhof], dort wo heute das Wohnhaus steht, war damals eine Tankstelle mit Kfz- und Radlwerkstatt. Der Opa Alois Buchmeier, der Großvater vom Alex, war bis 1961 Bürgermeister in Ranoldsberg, bis es dann der Georg Loher wurde. Weiter östlich war der Ort zu Ende. Später kam dann irgendwann das Raiffeisen-Lagerhaus dazu und die Siedlungen. Aber eigentlich ist der Ort geblieben, wie er war.

 

Wie darf man sich denn den Alltag des Schulkinds Ludwig vorstellen?

((O-Ton 0825, 10’50‘‘ – 11:34))

In der Früh [bin ich] viertel nach sechse, halbe siebene aufgestanden, um sieben [Uhr] dann nach Ranoldsberg getigert. Schule war bis Mittag. Nach der Schule hätten wir eigentlich schnell heim müssen – zum Heuen, zum Ernten, zum Kartoffelklauben oder zum Rübeneinfahren, aber meistens hat es uns nicht pressiert. Es ist schon vorgekommen, dass es fünf Uhr Nachmittag geworden ist, bis wir heimgekommen sind. Da sind wir natürlich gelobt worden daheim. [lacht]

 

Man hat sich so nach Hause gekämpft, es ist schon auch gerauft worden. Es gab zwei Gruppen, die eine südlich von Ranoldsberg, und uns, wir kamen nördlich von Ranoldsberg. Es ist den ganzen Nachmittag ‚Räuber und Schandi‘ [Gendarm] gespielt worden, dabei haben wir immer mal wieder einen angebunden – und auch fast vergessen.

 

… Die Ernte in vollständiger Handarbeit hab ich noch mitbekommen. Angebaut wurden die vier Getreidesorten Roggen, Weizen, Gerste und Hafer. Das Aufstellen der Roggenmanderl war ekelhaft, die haben ziemlich gestochen. Weizen war am angenehmsten, Hafer wurde mal aufgestellt, mal lose eingefahren, Gerste wurde immer lose eingefahren.

 

Irgendwann in den 1960er Jahren erinnere ich mich an ein Manöver von der Bundeswehr in Ranoldsberg. Die Soldaten haben am heutigen Wenzlplatz ein Zelt aufgebaut gehabt. Es war Winter und im Zelt war eingeheizt. Da war es warm, das war für uns das Höchste.

 

Hatten deine Eltern zuhause in Harham eigentlich Telefon?

Nein, wir haben kein Telefon gehabt. Wir haben zum Nachbarn gehen müssen, das war ein Wirtshaus mit öffentlichem Telefon. Es ist öfter vorgekommen, dass die rübergekommen sind zu uns und uns zum Telefon gerufen haben. Telefoniert hat man, wenn man einen Doktor oder einen Tierarzt gebraucht hat, sonst war da nicht viel.

 

Und Auto, Fernseher?

Als erstes haben wir einen Bulldog gekriegt, einen 16er Schlüter. Mein Vater hat sich gar nicht anfreunden können damit. Einmal hat er sogar umgeschmissen mit dem Bulldog. Da hat er Glück gehabt, dass er noch runterspringen hat können. Er hat lieber mit den Rössern gearbeitet. Der Bulldog war die erste Anschaffung, dann ein Schwadenrechen, ein Heuwender, ein Bindemäher und solche Sachen.

 

1958, bei der Fußballweltmeisterschaft in Schweden, da haben wir noch keinen Fernseher gehabt. Damals sind wir extra mit dem Radl eineinhalb Kilometer nach Krugsöd gefahren, zum Fernsehschaun. Da war die ganze Umgebung da, wenn ein Fußballspiel gekommen ist im Schwarzweiß-Fernsehen. Die ganze Stube war voll, wir Kinder sind vorne am Boden gesessen. Brasilien war damals stark, Pelé der große Star ... 1966 bei der WM in England, da haben wir dann einen eigenen Fernseh[er] g‘habt. Ich kann mich noch gut daran erinnern als das Endspiel war, es war grad die Zeit zum Heu Einfahren ... Erst 1971 haben wir eine Waschmaschine bekommen, die Mutter hat lang mit der Hand gewaschen …

Ludwig Fischer, geschäftsleitender Beamter im Buchbacher Rathaus

Ludwig, du warst lange geschäftsleitender Beamter im Buchbacher Rathaus. Bitte erkläre doch einmal, was ein geschäftsleitender Beamter macht?

Der geschäftsleitende Beamte hat Fach- und Sachkenntnisse bei rechtlichen Problematiken und Hintergrundwissen, früher war das nicht so häufig, aber es wird immer komplexer. Er unterstützt mit seinem Wissen den Bürgermeister. Der Bürgermeister ist ja ein gewählter Vertreter, er kann aus irgendeinem x-beliebigen Beruf rauskommen. Bürgermeister ist zuerst ein politisches Amt.

 

Wie kam denn ein Ranoldsberger ins Amt nach Buchbach?

Da rätsel‘ ich heut noch oft drüber, wie das zustande gekommen ist. Jedenfalls bin ich heute noch dankbar dafür.

 

Ich hätt‘ ja ursprünglich, nachdem ich nach der 8. Klasse aus der Schule gekommen bin, als ältester Sohn den Hof übernehmen sollen. Als 15-Jähriger bin ich im Januar/Februar 1964 angesprochen worden, ob ich nicht in der Gemeinde arbeiten möchte. Das lief über den damaligen Zweiten Bürgermeister Schorsch Rambold, den Vater von Hans Rambold [Bürgermeister in Buchbach von 1998 bis 2008], vielleicht weil wir Kunden waren beim Kaufhaus Rambold. Und über den Büchler Hans, den Vater vom Büchler Rudi, der Sattler war und bei uns das Pferdegeschirr immer in Ordnung gebracht hat. Und über die Frau Büchler, die zu uns als Störnäherin gekommen ist. Und hauptsächlich lief das über den Haag Karl, dessen Schüler ich war und der viel von mir gehalten hat. Damals war der Hans Mai geschäftsführender Bürgermeister in Buchbach, bis 1969. Der eigentliche Bürgermeister war der Franz Xaver Straßer, aber der war krank und so gut wie nie da, den hab ich ganz selten gesehen.

 

((O-Ton 0825, 27:44 – 28:26))

Vom 18. Februar 1964 bis 31. August 1968 war ich in Buchbach. Da war ich sowas wie ein Lehrbub, ich bin angelernt worden von der Frau Zierl, die damals in der Gemeinde gearbeitet hat. Außer Herrn Mai, Frau Zierl und mir gab‘s nur noch den Gemeindediener Oskar Fuhrmann. Der hat die Post ausgetragen oder wenn irgendwas zum Bekanntmachen war, das hat alles er erledigt.
 

Und wie sah dann deine Entwicklung im Verwaltungsdienst aus?

Ich hab‘s schon gesagt, nach der Volksschule hab ich von 1964 bis 68 in der Gemeindeverwaltung gearbeitet. Da war am Landratsamt ein Jurist, der Dr. Ernst Richter, der hat mich recht gefördert und protegiert. Er hat gemeint: „Der Bursch' muss was lernen“.

 

Im Landratsamt Mühldorf hab ich den mittleren Beamtendienst gemacht, zwei Jahre lang, vom September 1968 bis August 1970. Als Beamter wirst du ja weiß-Gott-woher-oder-hin versetzt. Ich bin in die Regierung von Oberbayern versetzt worden, dort hab ich Beihilfen für Lehrer berechnet.

 

Im März 1971 hat dann die Gemeinde Bodenkirchen, damals noch Bonbruck, ausgeschrieben – die vier etwa gleich großen Vilstalgemeinden Bodenkirchen, Bonbruck, Aich und Binabiburg sind dann in der Gebietsreform zusammengelegt worden. Ich hab mich beworben und bin prompt drangekommen. Dort war ich genau zwei Jahre, vom 1. März 1971 bis  28. Februar 1973. Das war so, dass man jeden Antrag aus der Bevölkerung sofort  mal vier nehmen konnte. Wenn zum Beispiel die Feuerwehr von einem Ort irgendeinen Antrag gestellt hat, dann hat man gewusst, dass die anderen auch damit kommen werden ...

 

Das war eine harte Zeit damals, mit einem ganz jungen Bürgermeister Helmut Wimmer. Er war ein sehr guter Bürgermeister, bei ihm hab ich viel gelernt. Zum 1. März 1973 bin ich nach Buchbach gekommen in der mittleren Beamtenlaufbahn – da bist du so eine Art Sekretär, Obersekretär, Hauptsekretär geworden, verbunden mit den entsprechenden Wartezeiten.

 

Mein Aufstieg in den gehobenen Verwaltungsdienst, die gehobene Beamtenlaufbahn, ist so abgelaufen: Da ich dafür nicht die schulische Qualifikation gehabt hab, bin ich von September 1975 bis Juli 76 auf einen Ergänzungslehrgang, hab’ so quasi nachträglich die Mittlere Reife erworben. Das war in Fürstenfeldbruck auf der Polizeischule. Dort bin ich ein ganzes Jahr in die Schule gegangen und bin nach wie vor in der Marktgemeindeverwaltung beschäftigt gewesen. Ab September 1976 bis August 79 konnte ich dann den Lehrgang für die gehobene Beamtenlaufbahn machen, ebenfalls neben der Arbeit.

Was waren die wichtigsten Vorhaben in deiner ersten Zeit in der Gemeindeverwaltung?

Anfang der 60er Jahre ist der Südtrakt der Buchbacher Schule gebaut worden, Baugebiete sind entstanden: Als erste Siedlung war das Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre die sogenannte Mirtlsperger Siedlung, dann kam die sogenannte Richtersiedlung mit der Christian-Jorhan -Straße, der Franz-Xaver-Richter-Straße, der Wolfgang Hagenauer-Straße, wobei der zweite Teil der Christian-Jorhan-Straße viel später dazugekommen ist, in den 70er Jahren. Es waren zum Teil Flüchtlinge und Vertriebene, die da ein Grundstück gekriegt haben, besonders von der Landessiedlung.

 

Von 1969 bis 1971 ist der Kammerer Karl, der Vater vom Karl-Heinz, Bürgermeister gewesen. Damals wurde die Siedlung Buchbach Süd gebaut, also die Weberstraße, Ledererstraße, Gerberstraße, Zieglerstraße. Und dann auch unsere Siedlung [die Sportplatzsiedlung], wobei nur ein Teil davon zu Buchbach gehörte, der andere zu Felizenzell. Unser Haus steht zum Beispiel auf einer Felizenzeller Flurnummer. Die Tribüne und ein Stückerl vom Fußballplatz waren auch noch Felizenzeller Flur, damals Teil vom Landkreis Vilsbiburg. Dieser Teil von Felizenzell ist erst zum 1. Mai 1978 eingemeindet worden.

 

((O-Ton 0825, 32:06 – 32‘31‘‘))

Im November 1972 ist der Georg Loher Bürgermeister [in Buchbach] geworden. Das war eigentlich ein Zugeständnis an Ranoldsberg, dass der Loher Bürgermeister werden kann, wenn sie sich Buchbach anschließen, und dass dann von Buchbach keiner kandidiert. So hab‘ ich das in Erinnerung. Georg Loher war seit 1961 Bürgermeister von Ranoldsberg. Loher war dann ab 1. Januar 1972 bis 30. April 1990 Bürgermeister in Buchbach.

 

Unter Loher ist 1975/76 die Kläranlage gebaut worden. Wasser war immer schon ein heißes Thema. Die Leute wollten mehrheitlich nichts wissen vom Wasserzweckverband, sie hatten ihre eigenen Brunnen und fürchteten die hohen Gebühren. Vor allem die Leute in den Außenbereichen und die Bauern waren gegen den Zweckverband.

 

1980 ist zuerst der Osttrakt des Schulhauses angebaut worden, da war der Rudi Lechner bauleitender Architekt. Dann 1986 ist das Rathaus neu gebaut worden, mit dem planenden und bauleitenden Architekten Erich Thalmeier. In beiden Fällen wurden die Baumeisterarbeiten von der Firma Kammerer ausgeführt.

 

Was die Eingemeindungen betrifft,  so ist zum 1. Januar 1972 Ranoldsberg komplett dazugekommen, zum 1. Januar 1973 ein Teil von Walkersaich bis Ellaberg – also der nördliche Bereich einschließlich Steeg, Steeg war immer schon nach Buchbach orientiert – und am 1. Mai 1978 ist dann der südliche Teil von Felizenzell eingemeindet worden, der nördliche Teil kam nach Velden.

 

Gab es in dieser Zeit wichtige Veränderungen in der Gemeindeverwaltung?

Wie gesagt, alles ist immer umfangreicher und komplexer geworden, und der Personalbedarf ist damit auch gestiegen, weil die Aufgaben immer mehr und auch die Bewohner mit den Eingemeindungen mehr geworden sind.

 

Buchbach war ein Markt, war für den Raum so eine Art Wirtschaftszentrum. Zur Kirche sind sie nach Buchbach gekommen, wirtschaftlich war‘s auch so, die Bank war da, die Schule war da, Handel, Gewerbe … Mit den Eingemeindungen hat sich dann alles ein bissl konzentriert.

 

Wir haben eben schon kurz von der Kläranlage und vom Wasserzweckverband gesprochen. Was passierte eigentlich danach in Sachen Wasserversorgung?

Nach der Episode mit dem Wasserzweckverband sind nach und nach auch Ortsteile wie zum Beispiel Oberbonbruck, Schwaig, Langenloh und der Bereich Ella mit zentralem Wasser versorgt worden. Das war Anfang der 90er Jahre unter Bürgermeister Max Kopplinger.

 

Bei dem einen oder anderen hat sich rausgestellt, dass die Wasserversorgung doch nicht so sicher war, der Brunnen nicht in Ordnung. Damals haben die Brunnen untersucht werden müssen. Waren sie mit Nitrat und Kolibakterien belastet, dann hat‘s geheißen, entweder einen neuen Brunnen bohren oder Anschluss an die zentrale Versorgung. – In den Außenbereichen hatte man 3-Kammer-Gruben, und die Bauern haben alles sowieso in die Odelgrube reinlassen können.

 

In Buchbach hat die Leistungsfähigkeit des Brunnens nachgelassen und der Bedarf an Wasser hat gleichzeitig zugenommen. So gab es die Alternativen, entweder den Brunnen für teures Geld zu sanieren, einen neuen Brunnen zu bohren oder eben den Anschluss an den Zweckverband der Isener Gruppe.

 

Über das damalige Gemeindeblatt wurde eine inoffizielle Bürgerbefragung gemacht, mit relativ vielen Rückmeldungen. Eine deutliche Mehrheit war für einen Anschluss an den Zweckverband, aber die Hoheit in Sachen Wasser sollte bei uns bleiben, d.h. dass man das Wasser kaufen sollte, quasi als Wassergast bei der Isener Gruppe. So kam es auch.

 

Leitungen wurden gebaut, eine von Wörth entlang der Kreis- und der Staatsstraße, vorbei an Gumpolding und Einstetting in Richtung Buchbach, und die andere droben von Hochstraß runter an Kagen vorbei bis nach Steeg. In Steeg sind dann der Zusammenschluss und das Pumpwerk. Von dort läuft das Wasser zum Hochbehälter in Kindlbuch. Versorgungssicherheit war damit gegeben. – Unser früherer Brunnen ist nicht mehr in Betrieb.

 

Lass uns weiter über die Bürgermeister reden, unter denen du im Rathaus gearbeitet hast. Was waren ihre wichtigen Projekte?

Bis April 1990 war der Loher Bürgermeister, und ab Mai 1990 dann der Kopplinger, jedenfalls solange er gesund war, bis März 1997, im Dezember 1997 ist er verstorben. Von März 97 bis März 98 war dann der Zweite Bürgermeister, der Hans Rambold, geschäftsführender Bürgermeister. Einen Zweiten und einen Dritten Bürgermeister haben wir immer schon gehabt, die Stellvertreter werden aus der Mitte des Gemeinderates gewählt.  Im März 98 ist dann der Rambold Hans zum Ersten Bürgermeister gewählt worden. Das blieb er bis 30. April 2008.

Ab 1. Mai 2008 ist dann Thomas Einwang hauptamtlicher Bürgermeister geworden. Da gab‘s auch a bissl a Revolution und einen Aufstand, weil man nicht mehr zufrieden war mit der mangelnden Präsenz des Hans Rambold als ehrenamtlicher Bürgermeister. Er war ja zu der Zeit auch im Landtag, da haben natürlich viele andere Dinge Vorrang gehabt, und die Gemeinde ist ziemlich zum Schluss gekommen. Das war ein Punkt, den auch ich damals kritisiert habe. Trotzdem war ich kein Freund eines „hauptamtlichen Bürgermeisters“: in einer Gemeinde mit 3000 Einwohnern, wie Buchbach sie hat, muss man nicht zwingend einen hauptamtlicher Bürgermeister haben, denn der kostet ja auch ein paar Euro mehr im Jahr als ein Ehrenamtlicher.

 

Was war denn wichtig zu Zeiten von Hans Rambold?

Das war der Neubau der Turnhalle. Planerisch losgegangen ist das zwar schon zu Kopplingers Zeiten Anfang der 90er Jahre, aber im November 1998 ist die Turnhalle fertiggestellt worden.

 

Warum war ein Neubau notwendig geworden?

Die alte Turnhalle war in die Jahre gekommen, das war eine Einfachturnhalle aus dem Jahr 68 oder 69. Sie war zwischenzeitlich 30 Jahre alt und hat den Anforderungen nicht mehr genügt. Wir hatten eine Hauptschule – so hat das damals noch geheißen. Der Bedarf an Sportstunden stieg.

 

Vom Sportverein her war auch der Wunsch und die Anforderung da, dass man was Größeres braucht, was Neueres, was Besseres. Von Schulamtsseite sind wir wirklich gut unterstützt worden. Auch was die Förderung betrifft, kann man sehr zufrieden sein. Planerisch war Karl-Heinz Kammerer zuständig. Hans Ramsauer, der Kämmerer, hat die Nutzung und damit auch die Miete verteilt, ungefähr 35 Prozent für schulischen Bedarf und 50 Prozent für den TSV. Die restlichen rund 15 Prozent hat die Gemeinde übernommen für allgemeine Veranstaltungen, zum Beispiel von der Blaskapelle oder der Musikschule.

 

Die Biermösl Blosn und Haindling waren mal da und der Werner Meier mit einer Musical-Aufführung. Und ich muss sagen, die Turnhalle ist ein gelungenes Werk. Sie ist in der Zeit vom Bürgermeister Rambold entstanden, genau wie der Umbau der alten Turnhalle zum Kulturhaus.

 

Ludwig, du hast im letzten Jahr dein Berufsleben beendet. Wie hat sich Buchbach in der Zeit von deinen ersten Anfängen als 15-Jähriger bis heute verändert?

Ja, am 1. Februar 2014 hab ich mein Berufsleben beendet, offiziell.

2014 in den Ruhestand: Erster Bürgermeister Thomas Einwang überreicht Ludwig Fischer eine Urkunde für 50 Jahre Tätigkeit in der Gemeindeverwaltung.

Mei, Buchbach ist gewachsen, größer geworden durch die bauliche Entwicklung. Die Gewerbe haben steuerlich ein wenig zugenommen, aber das viel mehr gewerbliche Betriebe entstanden wären, das ist nicht der Fall. Wir haben gute Gewerbesteuerzahler, es gibt natürlich immer mal einen Wechsel.

 

Als das Unternehmen Uher [ein Hersteller hochwertiger  Tonband-, Diktiergeräte und Kassettengeräte, von Sprachlehranlagen und Zubehör, die Red.] weggefallen ist, hat uns das schon wehgetan. Die hatten um die 300 Leute beschäftigt, überwiegend Frauen. Das war ein guter Gewerbesteuerzahler. Und die Leute, die da gearbeitet haben, haben auch in Buchbach eingekauft. Da haben auch andere Geschäfte davon profitiert.

 

Im Laufe der Jahrzehnte hat sich die Firma Kerbl [Produzent und Großhändler eines großen Sortiments an Zubehörartikeln für Tierzucht und -haltung] ganz beachtlich entwickelt, auch der Trachtenhersteller Country Line – die ist uns später wieder weggebrochen, als sie ihren Firmensitz nach Mühldorf verlegt hat. Dafür ist aber der Stoiber wieder eingestiegen.

 

Rinberger, heute Triuso, ist eine alteingesessene Firma für Qualitätswerkezuge, da musst du froh sein, dass du die da hast und dass die dableiben. Und so einer wie der [Albert] Kerbl, der hat so viel Heimatdenken, dass er seinen Hauptsitz mit den teuren Arbeitsplätzen in Felizenzell lässt, auch wenn er in Ampfing sein Logistikzentrum hat!

 

Buchbach ist von der Lage und den geologischen Gegebenheiten nicht so optimal für eine gewerbliche Entwicklung. Es müsste eben sein, überall sind aber Huckel und Berg. Ich denke mir, man muss froh sein, wenn man das bestehende Gewerbe halten und wenn sich das entwickeln kann ...

 

Hat man denn als geschäftsführender Beamter Einfluss auf Gewerbeansiedlungen? Könnte man z.B. gezielt Ärzte anwerben?

Das ist schon das Bestreben, natürlich macht man sich da Gedanken. Die Gemeinde hat wenig Einfluss, man kann halt werben, sei es, dass man Interessenten ein Grundstück günstig zur Verfügung stellt oder gewerblich Räume vergünstigt anbietet. Man schaut schon, wie sich das bei Ärzten und Zahnärzten entwickelt, schaut auf ihr Alter. Das war bei der Regionalentwicklung mit Qualikom schon ein Thema. Die Ärzte kümmern sich aber im Allgemeinen selbst um eine Nachfolge … Wenn man jetzt den Raum Schwindegg, Buchbach, Obertaufkirchen, Oberbergkirchen ansieht, da möchte jeder wahrscheinlich das Ärztehaus bei sich haben ... Das ist nicht einfach…

 

Im März 1983 kam der Bayerische Rundfunk nach Buchbach. Der Kreisbaumeister soll im Feuer der Kritik gestanden haben. Was war denn da los?

Der Kreisbaumeister – das war damals der Ernst Aicher – war wiederholt in der Kritik. Landrat Erich Rambold und Kreisbaumeister Ernst Aicher sind sich nicht ganz grün gewesen. Der Ernst Aicher war ein fachlich recht kompetenter Mann. In manchen Dingen hat er schon Recht gehabt, er war eher dafür, das „Historische zu bewahren“. 1983 war bei uns die Marktplatz-Sanierung schon aktuell, vielleicht hing es damit zusammen. Dafür hat der Karl-Heinz Kammerer die Planung gemacht, er war aber eigentlich immer eher pro Kreisbaumeister, hat sich mit ihm verstanden und ist mit ihm zurechtgekommen.

Wann bist du nach Buchbach gezogen?

Als ich am 1. März 1973 im mittleren Dienst bei der Gemeinde angefangen habe, hab ich zunächst noch daheim in Harham gewohnt, damals hab ich meine Frau schon gekannt. Wir haben im Mai 1974 geheiratet und sind zunächst in eine Wohnung in der Neumarkter Straße 26 gezogen.

 

1975 haben wir dann das Grundstück hier in der Birkenstraße gekauft, 1976 haben wir angefangen zu bauen. Zu dieser Zeit hab ich gearbeitet, meine Ausbildung in Fürstenfeldbruck gemacht und bin zu den Ortslehrgängen und Kursen vom gehobenen Dienst nach München gefahren. Und Fußball gespielt hab ich auch noch.

 

Magst du uns etwas über deine Familie erzählen?

Heidi ist eine geborene Buchbacherin. Wir haben zwei Söhne, den Bernhard und den Martin. Der Bernhard ist 1977, von Faschingsdienstag auf Aschermittwoch, auf die Welt gekommen, der Martin 1982, einen Tag nach dem legendären Halbfinale Deutschland – Frankreich bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1982 in Spanien.

 

Als der Bernhard geboren wurde, hat ein Freund von mir – er ist Bäcker – das Weißbrot gebacken. Der Weisertwecken war ungefähr zehn Meter lang, auf Bretter gelegt wurde das Ganze mit der Blasmusik raufgespielt in die Neumarkter Straße. Wir sind damit gar nicht in die Wohnung reingekommen. [lacht]

 

Was haben eure Söhne denn für eine Ausbildung machen können in Buchbach?

Der Bernhard hat den qualifizierenden Hauptschulabschluss gemacht, hat dann Elektriker gelernt beim Elektrounternehmen Bauer in Buchbach. Nach der Ausbildung ist er zum [Autozulieferer] Dräxlmaier nach Vilsbiburg gegangen, dort war er 10 bis 12 Jahre lang. Und jetzt ist er bei BMW.

 

Und der Martin?

Der Martin hat die Realschule gemacht, in Taufkirchen an der Vils, hingekommen ist er mit dem Schulbus. Zu der Zeit hat's die Haager Realschule noch nicht gegeben. Seine Ausbildung hat er als Bürokaufmann bei der Firma Country Line in Ranoldsberg gemacht, damals war noch der Stoiber Anton im Geschäft. Jetzt ist er bei der Firma Kerbl im Einkauf. Er ist ein Mensch der's eher gemütlich mag, er fährt viel in der Weltgeschichte herum, hauptsächlich mit'm Fußball ist er immer weiß Gott wo unterwegs. Wenn Bayern irgendwo spielt, kannst du davon ausgeh’n, dass er auch dort ist.

 

Wann habt ihr euer erstes Auto gehabt?

Was war jetzt mein erstes Auto? Ein grünweißer Opel Kapitän, mein ich, gebraucht gekauft, damals war ich 18 oder 19 Jahre alt. Dafür hab ich eine schöne Kreidler Florett hergegeben! Mit 18 hat man damals den Führerschein machen können, da hat man halt ein Auto gebraucht.

Du bist selbst Mitglied beim TSV Buchbach? In welcher Funktion?

Seit 1964 bin ich Mitglied, weil damals, als ich in der Gemeinde angefangen hab, hab ich auch das Fußballspielen bei der Jugend begonnen. Und damit war man automatisch Mitglied. Ich hab verschiedene Funktionen im TSV gehabt. Am Anfang war ich Kassenprüfer, dann einige Jahre 2. Vorstand, nach dem Rücktritt vom F. auch übergangsweise amtierender Vorstand.  Seit 1999 bin ich auch Kassier bei der Tennisabteilung. Hobbymäßig hab ich auch immer ein bissl Tennis gespielt. Der Beckenbauer würde sagen, er kennt die Sportart nicht, die wir da spielen. [lacht].

 

1975/ 76 sind wir im Fußball in der B-Klasse Meister geworden und in die A-Klasse aufgestiegen. Meistens hab ich hinten in der Abwehr gespielt. Damals war die Aufstellungsform noch ein bissl anders, da hat's Verteidiger, Läufer und Stürmer gegeben. Ich war in verschiedenen Positionen verwendbar. Wenn der Rott Bernie, der beste Libero zu meiner Zeit, verletzt war, war ich ersatzweise Libero. – Erst ab 1993/ 94 ist es mit dem Buchbacher Fußball stetig aufwärts gegangen.

 

Habt ihr auch Ausflüge gemacht beim TSV?

Früher schon, aber Vereinsausflüge gibt's schon lang nimmer. Nach meiner aktiven Zeit hab ich in der AH [den Alten Herren] gespielt, da haben wir schon Ausflüge gemacht, zum Beispiel nach Linz, nach Neustadt an der Weinstraße, nach Hilpoltstein, nach Schönberg im Bayerischen Wald und nach Ernstbrunn in Österreich. Da gibt‘s heute noch Kontakte zu den Leuten, die wir damals kennengelernt haben.

Seit wann bist du Mitglied im Heimatverein?

Da bin ich auch schon eine Zeitlang dabei. Wenn du bei der Gemeinde geschäftsleitender Beamter bist, da musst du bei diversen Vereinen Mitglied sein, da wirst du halt angesprochen. Schon vor der 1200-Jahr-Feier [Buchbachs im Jahr 1988] bin ich Mitglied geworden.

 

((O-Ton 0827, 36‘44‘‘ – 38‘ 17‘‘))

Die 1200-Jahr-Feier war ein ganz tolles Fest, das hat eine ganze Woche gedauert, im Juni 1988. Der historische Festzug war gigantisch. Wir waren Teilnehmer beim Festzug. Das ganze Dorf war kostümiert. Wir haben von einem Kostümverleih in Ried im Innkreis Hunderte von Kostümen geholt, und den Rest haben wir selber gemacht. Es gibt einen Film darüber … Droben am alten Sportplatz an der Felizenzeller Straße stand eine Woche lang ein Festzelt, einmalig war das.

 

Beim Heimat- und Kulturverein bin ich Schriftführer. Und seit 1981 bin ich Kassier bei der CSU. Und bei Tennis Kassier, ja. Bei den Stockschützen bin ich auch. Außerdem gehe ich seit ca. einem Jahr zum Turnen.

 

Hast du etwas mit dem Förderkreis Musik in Buchbach zu tun gehabt?

Ja, das war der Vorgänger der Buchbacher Musikschule. Die sind irgendwann umbenannt worden. Frau Thalmeier und Frau Bauer waren Gründungsmitglieder, ich auch, und Schriftführer. Die Musikschule ist aus dem Förderkreis Musik der Volksschule Buchbach hervorgegangen.

 

Die Blasmusik ist aus einem privaten Anlass entstanden: der Büchler Rudi, der Greimel Heinz, der Greimel Alfred und andere haben anlässlich einer Hochzeit beim Hochzeitsbaumaufstellen gespielt. 1983 ist dann die Buchbacher Blaskapelle gegründet worden als Verein. Der Dichtl Martin war dabei und der Schimanski Kurt, der nimmer lebt. Der Wallner Schoos und der Osner Georg waren auch dabei. Selber hab ich nicht musiziert, aber meine Frau und meine Schwägerinnen sind gute Sängerinnen.

 

Du bist auch noch Mitglied in der CSU?

Da hab ich auch Mitglied werden dürfen. Aber ich mach aus meinem Herzen keine Mördergrube, ich bin schon schwarz angehaucht, ich akzeptier nicht alles, was die machen, aber irgendwo hat man sich als geschäftsleitender Beamter engagiert. Normalerweise sollte man in der Position politisch neutral sein, aber da bin ich halt angesprochen worden vom damaligen Ortsvorsitzenden Zoglauer Sigi, und seit Mitte der siebziger Jahre bin ich dabei.

 

Und was hat die CSU für Buchbach in Bewegung gesetzt?

Mei, nix Großartiges …

Ludwig Fischer (links) im Gemeinderat, in der Zeit von Bürgermeister Hans Rambold

Als du in die CSU eingetreten bist, welche Parteien gab es damals noch in Buchbach?

Es hat mal eine SPD gegeben, das waren 7 oder 8 Leute aus 3 oder 4 Familien, aber das ist wieder eingeschlafen.

 

Dafür gibt es jetzt die Freien Wähler, das Umland Buchbach und den Wahlvorschlag Ranoldsberg. Die Ranoldsberger – das sind im Prinzip ja CSU-Leute – haben einen eigenen Wahlvorschlag gegründet, damit sie halt sicher 2 oder 3 Leute [in den Gemeinderat] reinbringen. Anfang der 80er Jahre war das nimmer gewährleistet, weil damals die Liste „Umland“ neu entstanden ist. Für die waren halt die Ranschberger [Ranoldsberger] mehr oder weniger Stimmvieh, s'Umland hat die Leut reingebracht, und die Ranschberger sind auf der Streck' blieben, weil sie beim Umland mitkandidiert haben. Und so haben sie dann einen eigenen Wahlvorschlag gebildet.

 

Ein ganz anderes Thema: Hört Ihr Radio? Welche Programme?

Bayern 1, das ist mein Sender. Der ist durchaus zum Anhören, sie bringen nicht nur Volksmusik. Wenn wir daheim sind, läuft der den ganzen Tag, in der Küche. Am Samstag hör ich mir „Heute im Stadion“ an.

 

Heidi Fischer hat schon eine ganze Weile aus dem Nebenzimmer zugehört. Jetzt schaltet sie sich ein ins Gespräch.

Heidi Fischer

((O-Ton 0827, 44’59 – 45‘55‘‘))

Heidi Fischer: Ich hab die Volksmusiksendung um 7 gern mögen, ich mag‘s nicht den ganzen Tag, aber diese Stunde! Ich hab mich immer gefreut, wenn ich ins Auto eingestiegen bin um 7 und irgendwo hingefahren bin - gestern auch wieder, schad wenn das aufhört. Ich mag‘s schon durchwachsen. Das was Bayern 1 so bringt – Musik der 70er, 80er Jahre – das ist einfach schön, weil das unsere Musik war. Aber ich möchte es nicht missen, dass amal zwischendrin was anderes ist. Ich mag auch die alten deutschen Schlager gern, so ist es nicht. Aber dass ich mir [für den Digitalsender Bayern Heimat] extra ein neues Radio kauf …

 

Wie stellst du dir das Leben im Alter in Buchbach vor? Wäre betreutes Wohnen für euch eine Option?

Ludwig: Ich hoffe, dass wir recht lange gesund bleiben und uns selber durchbringen können. Aber wenn sich sowas wie „Betreutes Wohnen“ anbieten würde, das möchte ich gleich. Wir möchten, wenn's irgendwie geht, in Buchbach bleiben. Aber ich will meinen Buben nicht zur Last fallen. Oder Frau, bist du auch der Meinung?

 

Heidi: Unsere kleine Einliegerwohnung, das ist unser Alterssitz, sag ich immer. Die ist mehr oder weniger rollstuhlgerecht. Das wär gut. Wenn man aber eine Pflege braucht, hilft uns das auch nix.

 

Ludwig: Zum Projekt „Betreutes Wohnen“ hat man sich umgehört, hat die Sache ein bissl untersucht, aber es fehlt an Investoren. Über die Raiffeisen war schon mal die Firma Schleich & Haberl („Sozialimmobilien“, Pfarrkirchen) im Gespräch, die sind aber nicht angesprungen. Auch die Firma Kammerer hat mal eine lose Umfrage gestartet im Bekanntenkreis, aber auch das ist nicht weiter verfolgt worden.

 

Ludwig, du bist aktiv bei der Nachbarschaftshilfe in Buchbach?

Ja, da bin ich dabei. Ich mach hauptsächlich Fahrdienste, wenn irgendjemand zum Arzt muss oder zum Einkaufen möchte. Oder wenn‘s drum geht, einen Antrag auszufüllen vom Landratsamt, vom Finanzamt oder von den Behörden. Oder dass man ein- oder zweimal in der Woche jemanden besucht und eine Stunde mit dem ratscht oder Karten spielt. …

 

Insgesamt ist die Nachbarschaftshilfe eine gute Einrichtung, und die Anna Brand und die Brigitte Froschmeier, die das jetzt managen, die haben ein Verständnis dafür. … Wenn man Hilfe braucht, ruft man bei denen an. … Walkersaich ist jetzt übrigens auch dabei! – In Obertaufkirchen gibt es etwas ähnliches, aber als Verein. Bei uns haben der Markt Buchbach und die Pfarreien Buchbach und Ranoldsberg die Trägerschaft.

Hast du auch etwas mit den Flüchtlingen in Buchbach zu tun?

Ganz am Anfang, als die ersten gekommen sind, hab ich mal auf Bitten des Marktes Flüchtlinge aus München ins Landratsamt nach Mühldorf gefahren. Die haben sich dort melden müssen, Formalitäten erledigen, ihr Geld abholen. Und ich hab sie zum Einkaufen gefahren. Wer weiß, wie lange die bleiben können …

 

Bis zu 70 Asylsuchende werden wir wahrscheinlich bekommen. Momentan ist das Soll nach dem Königsteiner Schlüssel 52 ...

 

Integration ist schwierig, wenn‘s die Sprache nicht verstehen. Wenn du die Firmen fragst, heißt es, wie soll der bei mir arbeiten, wenn er die Sprache nicht versteht, wenn ich ihm nix erklären kann. … Das ist nicht so einfach. Einige nehmen fleißig Unterricht, hab ich gehört, andere weniger ...

 

Im Bauhof haben sie auch einen, den „Mohammed“, der ist recht bemüht, er bemüht sich auch, dass er Deutsch lernt. Und die Bauhofleut, die reden einfach deutsch mit ihm, ob er das versteht oder nicht. Der weiß dann schon, was er tun muss, und so lernt er dann auch a Brecke [ein wenig].

 

Wo sind die Buchbacher Asylbewerber eigentlich untergebracht?

Untergebracht sind sie an der Südfront vom Gasthaus „Zur Post“, wo früher eine Wohnung war, dort sind die ersten reingekommen. Eine syrische Familie wohnt im Untergeschoss der Praxis Schöngut-Schlesinger. Die sind, glaub ich, schon anerkannt, die haben schon Bleiberecht.

 

Und im ehemaligen Paulushaus, gegenüber dem Gasthaus „Zur Post“, wohnen jetzt auch welche. Dieses Haus – nix Gscheits is des neda – es ist feucht und modert. Das Gebäude ist nicht optimal.

 

Und herenten [dort] im Gasthaus „Zur Post“ wird komplett umgebaut zur Unterbringung der Asylbewerber.

 

Kennt oder kanntet ihr in Buchbach jemanden, den man als Buchbacher Original bezeichnen könnte?

Die sind alle schon gestorben. Aber zum Beispiel der Zuhr Marti:

 

((O-Ton 0827, 1h 15‘ 20‘‘ – 1h 16‘ 12‘‘))

„Wie geht‘s deiner Frau?“ – „Mei Frau is ja vorigs Jahr gstorben!“ – „Wos!“ sagt er, „Respekt!“

 

Und der Wandinger Fritz, der Wirt vom Gasthaus „Zur Post“, der ist auch ein Original gewesen. Der hat gsagt: „I woaß net, was d'Leut haben, allsamt wollen's zu mir rein! Gibt's denn gar kein anders Wirtshaus?“

 

Oder der Schweiger Metzger. Hat einer ein Fleisch verlangt. Er: „Was möchst denn, des oder des?“ – „Ja, na, des ned, des ander!“ – Darauf der Schweiger: „Da, schneid dir’s selber oba.“

 

Der Zoltan Abany war auch so einer: „Für was bist du gangen auf Schul, wannst ned amal weißt, wie man ‚Pretzkobl‘ schreibt?“

 

Zum Michalke ham’s Milwaukee gsagt. Der hat so eine große Nas’n gehabt. Wenn er den Schnaps nicht mehr aus dem Glas bekommen hat, hat er den Rest vom Schnaps ins Bier einigschütt.

 

Oder der Xaver Unterholzner aus Ranoldsberg, das war eine Besonderheit, der war sehr beliebt.

 

Heidi: Wir waren mal Prinzenpaar, und der Xare hat den Bus gefahren, wenn wir zum Auftritt haben weg müssen. Und dafür hat er einen Orden bekommen. Das hat ihn so gefreut und er hat gesagt „Mei, du bist mei Prinzessin!“

 

 

 

Die Fragen stellten Marieberthe Hoffmann-Falk für den Heimat- und Kulturverein Buchbach und der Dokumentarfilmer Hans Prockl.

 
Die Fotoerlaubnis zur Reproduktion von Fotografien und zur Aufnahme diverser Gegenstände im privaten Besitz wurde uns freundlicherweise durch die interviewten Zeitzeugen gestattet.

Technik:
Mikrofonie: 1xLavalier Voicetec VT-502, Sennheiser MKH 416; Mixer:  SQN-4S mini; Rekorder: Tascam DR100-MKII PCM; 16 bit; wav