Rauscher Ludwig und Christa
Ludwig (geb. 1945) und Christa (geb. 1960) Rauscher bewohnen das „Binderhaus“, ein schönes altes Buchbacher Haus mit vorgeblendetem Fachwerk mit Andreaskreuzen am Quergiebel. Ludwig ist Schreinermeister in der 4. Generation in Buchbach, heute ist er im Ruhestand. Christa liebt ihren Bauerngarten an der Neumarkter Straße, der nach dem Verkauf der Schreinerei nun etwas kleiner als früher geworden ist.
Tonaufnahmen Buchbach, 11. Oktober 2016, 16 – 18:30 Uhr
Aus der Häuserliste, die der Buchbacher Heimatforscher Max Wallner 2001 veröffentlicht hat, lässt sich ersehen, dass die Familie Rauscher bereits seit 1878 das Haus Nr. 57 und das Haus Nr. 57 ½ bewohnt, heute ein Anwesen in der Straße Am Hügel.
Ludwig: Ja, das stimmt. Der Urgroßvater [Johann Rauscher, d. Red.], der ist bei seiner Wanderschaft nach Buchbach kemma als Schreinerg’sell, zur Schreinerei Vitzthum. Er hat dann eine 18-Jährige [Walburga, geb. Hauber] geheiratet und ist hier hängenblieben. Da war er 36 Jahre alt. – Als die Mutter es gespannt hat, dass sich da etwas anbahnt, hat sie gleich versucht, ihre Tochter aus dem Nest zu bringen, weil, da waren etliche Kinder da. So hat man halt g’schaut, dass man sie gut untergebracht hat. Und er [der Urgroßvater] hat wohl so ausg’schaut, dass er gut tut.
Der Hauber war der Schlosser am Ort, gleich hinter der Kirche, genau dort, von wo 1762 der große Brand ausgegangen ist [, der den damaligen Markt Buchbach weitestgehend zerstörte und den Bau der Barockkirche zur Folge hatte].
Meine Urgroßeltern haben dann auch wieder etliche Kinder g’habt, sieben oder acht, von denen sind viele auf München g’kommen.
Mein Urgroßvater hat sich später in Buchbach selbstständig g’macht. Das war in der hinteren Hälfte [dieses Grundstücks], daher die Nummer 57 ½. Dann haben sie das hier dazugekauft, dann waren es 57 und 57 ½, und noch später haben sie den anderen Teil [Am Hügel] dazugekauft. Mein Großvater [Ludwig] hat 1908 oder 1909 die Schreinerei übernommen und dann 1909 geheiratet.
1910 ist dann mein Vater [Ludwig] geboren. Der Großvater hat dann 1912 oder so den Querbau gebaut mit dem Giebel, der so nach Fachwerk ausschaut. In Wirklichkeit ist es aber nur eine Holzblende.
Christa: So etwas hat keiner in Buchbach, nur wir. (lacht)
Und seit wann seid ihr an der Neumarkter Straße?
Ludwig: Das war 1960, da hat es der Vater vom [Bauern Franz Xaver] Kohlmüller g’kauft.
Du hast dein Geschäft an Hans Rupprechter übergeben. Wann war das? Und wie kam es dazu?
Ludwig: Der Rupprechter Hans hat die Schreinerei 2010 g’pacht. Er ist ganz fremd nach Buchbach kemma. Er ist mir zug’laufen wia a Christbaum. Er ist ein Tiroler, aus Achenkirch. Er ist mir gleich tatkräftig vor’kommen und er ist schon seit 10 Jahr’ Meister. Wenn’s mit ihm nichts worden wär’, wär’ ich zu Kreishandwerkerschaft ’gangen, die wissen immer jemanden. Dann, nach fünf Jahren, wollt’ er anbauen. Und so ist es ’kommen.
War es nicht hart, nach vier Generationen in der Rauscher-Familie die Schreinerei zu verkaufen?
Ludwig: Mir ist es fast lieber so, dass es ein Fremder ist. Zwischen Vater und Bua ist es ja oft nicht so gut. Aber beim Rupprechter Hans und mir gibt es keine Punkte, wo wir uns reiben täten.
Die Hausnamen eures Hauses am Hügel und an der Neumarkter Straße heißen „Beim Binder“ und „Beim Färber“.
Ludwig: Ja, unsere Werkstatt ist bei uns noch immer „die Farber-Werkstatt“. Und hier [auf Hausnr. 57], das war der Binder, ein Schäffler, der Schaffel und Fässer g’macht hat.
Ich weiß nicht, wie groß die Schreinerei vom Großvater war, als mein Vater sie übernommen hat. War das schon etwas Größeres? Oder hat es erst der Jung’ erweitert? Vermutlich war es schon mein Großvater. Die haben damals schon, 1910/1912, Schlafzimmer im Voraus gemacht und ausgestellt. So konnten sich die Leut’ das anschauen. Ich glaub, das war irgendwo unten im Markt, groß war es nicht.
Mein Großvater ist gefallen [am 12.4.1918], als der Vater erst sieben oder acht Jahre alt war. Vielleicht weiß ich deshalb so wenig von meinem Großvater ... Aber die Großmutter hat lang gelebt, bis 1944. Sie war eine Stütze für den Vater.
Jedenfalls: Als der Großvater gefallen ist, waren schon drei Kinder da. Die Großmutter hat dann noch einmal geheiratet, einen G’sellen, der in der Schreinerei gearbeitet hat. Das hat aber nicht so gut hingehauen, der hat alles nicht so ganz bewältigt. Und er hat mit dem Alkohol zu tun bekommen. Warum das so war, weiß ich nicht. Er wollte immer mit den anderen Bürgern mithalten. [Durch die Heirat mit der Großmutter] ist er Bürger ’worden, vielleicht hat er nicht begriffen, dass man, einmal nicht mehr G’sell, genauso oder sogar mehr arbeiten muss, wenn man den Betrieb erhalten will.
Weil es nicht mehr gut gegangen ist, sind dann [der Vater und] die Geschwister nach München zu Tanten g’kommen, die sie aufgenommen haben, fast wie eigene Kinder. – Dann kam die schlechte Zeit, 1929. Da gab es auch in München keine Arbeit mehr. Und zuhause wurde 1931 unser Haus mit der Werkstatt versteigert. So sind mein Vater und sein Bruder Jak doch wieder heim, die Tante Marie ist in München geblieben.
Als es mit der Schreinerei wieder allmählich angelaufen ist, hat mein Vater, noch ganz jung, die Schreinerei übernehmen müssen. Das war 1931. Geld hat er keines gehabt. Da hat ihm dann der [Kaspar] Graf [, Schlosser am Ort und rührig beim Aufbau der Elektrizitätsversorgung von Buchbach] Geld geliehen, so hat es der Vater erzählt, der ist ihm gut g’standen. So konnten sie den Grund mit der Werkstatt wieder zurücksteigern. Die Großmutter lebte ja auch noch auf dem Grundstück. Ich denk es mir so: vielleicht war der Grund deshalb nicht so sehr teuer zum [Zurück-]Steigern. ... Und vielleicht war im Ort auch kein Interesse, dass die Familie weggeht.
Mein Vater hat dann die Schreinerei wieder derhalten können. Aus der zweiten Ehe meiner Großmutter gab es wiederum zwei Buben, für die war praktisch mein Vater der Vater, denn ihr leiblicher Vater ist weggegangen aus Buchbach. Einer der beiden ist Schreiner geworden, er hat bis [19]78 bei uns gearbeitet. Der andere ist an TBC gestorben, das war damals eine Krankheit, an der viele junge Menschen gestorben sind, auch in Buchbach.
Dein Vater hat seinen Vater ja sehr jung verloren. Er konnte ihn also nicht einweisen ins Führen eines Geschäfts, einer Schreinerei.
Ludwig: Das stimmt, es war nicht so wie bei mir, mit einer richtigen Übergabe. Die hat der Vater nicht gehabt. Früher war es auch noch ein bisschen einfacher, denk’ ich mir. Es gab nicht so viel Schreiberei. Wichtig war halt, dass du sauber g’arbeitet hast. Und dass du fleißig warst.
Was ist denn ein guter Schreiner? Was ist ein schlechter Schreiner?
Christa: Ein schlechter Schreiner gibt einen schlechten Lehrling. Er (zeigt auf Ludwig) ist ein guter Schreiner!
((O-Ton 22'43'' – 22'59''))
Ludwig (überlegt): Es hat mal einer g’sagt: „Des hamma glei z’sammg’haut.“ – Darauf hat der Kunde g’sagt: „Z’sammhauen lass’ ich mir mei Sach ned! Dann lass ich’s bei dem machen, der wo’s macht.“ (lacht)
Früher hat man vieles nageln können. Ein anderer aber, der hat nicht genagelt, sondern Zinken gemacht. Es ist ja klar, dass es schneller geht, wenn man es zusammennagelt ..., da kann man billiger arbeiten.
Du hast lange Jahre als Schreiner gearbeitet. Wird denn die Arbeit eines Schreiners geschätzt, wie siehst du das?
Ludwig: Ja, heut schon wieder. Heute werden wieder Möbel richtig von Hand g’macht. Etwas anderes sind die Spanplatten, die durch die Maschine laufen. Und auch dabei kann man bestimmte Dinge besser oder schlechter machen. Und man kann so konstruieren, dass etwas durch die Belastung hält, oder man kann es so machen, dass etwas bei Belastung auseinanderbricht. So wie manchmal bei Fabrikschränken.
Christa: Es ist auch ein Unterschied, ob man mit Massivholz arbeitet. Das hält auch länger.
Ludwig: So ab [19]65 und auch noch als ich ein junger Meister war, da musste alles immer schneller fertig werden. Später hat der eine oder andere wieder Wert darauf gelegt, dass etwas vom Schreiner gemacht wird. Wir haben dann Hölzer vom Kunden gezielt ausgeklaubt – wir haben ja gewusst, was daraus werden soll – und wir haben die Hölzer selbst getrocknet.
Wir haben Betten gemacht, Schränk’, eine Zeitlang auch massive Türen und Fenster. Türen haben immer mehr die Fabriken übernommen. Aber gleichzeitig gab es immer mehr Leut’, die sich [vom Schreiner] haben Möbel machen lassen.
Christa: Die Glaserarbeiten bei den Fenstern, die hab’ ich g’macht, und Reparaturen, wenn ein Sprung drin war.
Ludwig: Wir haben immer ein bisschen Glas da g’habt.
Christa (stolz): Ich hab’s sogar schöner g’macht wie die Schreiner selbst, hat er g’sagt. Da hab ich mich schon g’freut! Ich hab’s aber ned g’lernt.
Ludwig, hast du noch Erinnerungen an Erzählungen deines Vaters aus der Kriegszeit?
Ludwig (nach einem kurzen Zögern): Das kann ich ruhig erzählen. Meine Familie waren keine Nazis, die waren nicht einmal in der Partei. Da gab es einmal eine kritische Situation. Es war Fasching, und da haben die beiden Rauscherbuben, der Jak und der Ludwig, das Kriegerdenkmal ausg’spielt. Das war schon etwas grenzwertig, weil ein Kriegerdenkmal spielt man vielleicht besser nicht aus. – Die Nazis hatten ein Kriegerdenkmal aufgestellt, zu Ehren der Gefallenen des letzten Krieges [und dafür den Marienbrunnen am Marktplatz entfernt]. Gemocht haben das viele nicht. Jak und Ludwig haben also ein Schachtelgestell gebastelt für einen Wagen zum Faschingsumzug. Das hat den Nazis am Ort natürlich nicht gepasst. Beim Aufstellen haben die Buben gemerkt, dass sie abhauen müssen. Der Onkel Jak ist ins Holz aussi und einer ist ihm nach, einer in seinem Alter, aber ein überzeugter [Nazi].
Man darf nicht sagen, dass jeder Nazi gleich ein schlechter Mensch war, nur haben halt viele zu spät g’spannt, was läuft. Meinem Vater und seiner Familie haben halt die Sprache der Nazis und ihr Tonfall nicht gefallen – das geht uns ja bei manchen auch so, dass uns der Tonfall nicht gefällt. (lacht)
((O-Ton 31'52'' – 22'26''))
Es ist also nichts passiert [nach der Sache mit dem Kriegerdenkmal]. Aber am andern Tag ist der Gemeindediener g’kommen, der war mit dem Vater gut g’standen, auch wenn er ein Nazi war. Der kam also in die Werkstatt und hat g’sagt: „Lugg, habt’s euer Schindaglump scho wegg’räumt?“ Das war eine gut gemeinte Mahnung, für den Fall, dass jemand käme und suchen tät. Er hat’s ihm gut g’meint. Auch später haben sie noch ein gutes Verhältnis g’habt.
Auch mit dem jungen Nazi, der [dem Onkel Jak] nachg’laufen ist, das war nach dem Krieg wieder gut. Selbst in dessen Familie war eine, die war kein Nazi. Ihr hat es nicht g’fallen, wie sich ihre Schwestern g’äußert haben. Als später in dieser Familie jemand g’fallen ist, gab ihnen das schon zu denken.
Als der Krieg aus war und die Amerikaner gekommen sind, hat jemand aus jener Familie uns eine Nazi-Uniform gebracht, zum Aufbewahren. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn sie bei uns etwas gefunden hätten. Aber die Familie war sich einfach sicher, dass sie bei uns nicht suchen werden. Die Amerikaner sind dann [doch in unser Haus] reingekommen. Das war im Mai. Ich war im März geboren und lag im Bett. In unserem Haus war auch eine Aussiedlerin aus München, sie lag auch im Bett. Der Amerikaner hat uns gesehen und gemeint: „Oh, a hospital!“ und so ist er wieder abgezogen.
Noch ein Beispiel: Ein Bruder, der Jak, war im Urlaub daheim. Als er wieder an die Front g’musst hat, an ’n Zug nach Schwindegg, hätt’ er eigentlich mit dem Auto dieser Familie mitfahren können, aber sie haben ihn nicht mitgenommen, weil er kein Nazi war. So ... musste er mit dem Radl nach Schwindegg.
Ich mein, meine Familie ist recht gut durchgekommen [durch die NS-Zeit]. Der Vater hat sich auch etwas sagen trauen. Als der eine [Stief-]Bruder mit der TBC einmal von einem Treffen der Hitlerjugend ziemlich fertig heim’kommen ist – vom Drill oder was die da g’macht haben – da ist der Vater zum Bürgermeister ’gangen, der ein Nazi war, und hat ihm gesagt: „So geht’s nicht!“ Das hat er sich leisten können. So gesehen, wollte wohl niemand, dass der Familie irgendwie ein Schaden geschieht.
Andere sind schon nach Dachau gekommen. So die S*, die auf der Gemeinde gearbeitet hat und etwas mit Lebensmittelmarken zu tun hatte. Sie war ein brav’s Dirndl, die hat jemanden etwas zukommen lassen. Sie ist auch einmal weggekommen.
So wie der Pfarrer, dessen Kühe überraschend wenig Milch gegeben haben ... Wie war es denn in deiner Jugendzeit, nach der NS-Zeit? Hast du damals noch etwas von Spannungen am Ort zwischen den Familien mitbekommen?
Ludwig: Grad wenn ich an besagte Familie denke: das war hernach erledigt, es war sogar ein supergutes Verhältnis. Wie sie das ausgeredet haben, weiß ich nicht. Damals hat man ja nicht mehr viel dazu sagen brauchen, jeder hat gesehen, dass es falsch gewesen war. ...
Was ich dazu noch sagen will: Auf unserer alten Schützenfahne von 1924 steht aufg’stickt: „Üb Aug’ und Hand’ fürs Vaterland“ – Schützenvereine waren ja zuerst zur Verteidigung da. Schon 1924 waren die Leut’ offenbar wieder so weit, dass sie gedacht haben: „Jetzt packen wir’s noch einmal!“ – Es ist mir lang nicht aufg’fallen, was der Spruch bedeut’t, aber heut’ erkennt man das Gedankengut, das dahintersteht.
Wenden wir uns einer optimistischeren Zeit zu. Wie sind denn deine frühen Erinnerungen an Buchbach, Ludwig?
Ludwig: Hier war eine Kiesstraß’ auffi. Wenn ein [Un-]Wetter war, ist der Vater jedesmal raus mit der Schaufel und hat einen Graben gezogen, schräg, damit das Wasser nicht den Berg runterläuft und alles ausreißt. Davon hab ich noch ein Foto.
In der Nachbarschaft haben wir Fangsti, Suchsti, Räuber & Schandi g’spielt, auch Fußball dahinten, wo heut’ die Autos stehen, da war eine Grasfläche. Auch Awalscheib’n [ein Murmelspiel] war beliebt, Roafscheiben treib’n [mit Fahrradfelgen], Drachensteigen haben wir gemacht, und bei schlechtem Wetter haben wir gestickt auf Stramin. Es gab nicht viel Autos, die waren selten. Unser erstes Auto haben wir 1959 bekommen, einen Lloyd Kombi, ein 6-Sitzer. Ein zuverlässiges Auto.
Damit waren wir im Zillertal, ohne Sicherheitsgurte. Vier Stunden werden wir schon dorthin gebraucht haben. Beim Heimfahren gab es einen Haken, der Atteler Berg. Da wenn man hat schalten müssen ... Aussteigen mussten wir nie, das ging immer grad noch so, mit Fahrtechnik.
Einmal, am Wachterl [Schwarzbachwacht] drin, Richtung Berchtesgaden, da geht es auch lang steil auffi, eine schöne Steigung. Wir haben uns alle gewundert, warum der Vater nicht auf den ersten Gang runterschaltet. Dabei hatte er den ersten Gang schon längst drin g’habt...
Der Vater war schon so, dass er g’sagt hat: „Jetzt fahren wir einmal fort.“ Freitag, Samstag, Sonntag, ins Zillertal, auf Hallstatt am Dachstein. Das war damals eine Weltreise. Übernachtet haben wir oben auf einer Berghütte am Krippenstein, mit einfacher Bergsteigerausrüstung. Später waren wir besser ausgerüstet, mit g’scheite Bergschuh’ und Anorak. Der Cousin ist bei den Jungbergsteigern gewesen, der hat Kletterkurse und so etwas gemacht. Der war am Anfang unser Familienbergführer.
Meine Freizeit früher hat sich ziemlich in den Bergen abgespielt. Nicht jede Woche war ich dort, hab’ mir schon das rechte Wetter ausg’sucht. Und mit der Arbeit musst’ es passen. Ganz viel bin ich mit dem Münchner Cousin in die Berge gegangen, auch von der Mutter ihrer Seite gab es noch einen Cousin, mit dem ich in die Berge bin. Daheim mit ein paar Freunden, mit dem R* später ein paarmal. Aber eher mit der Familie, ins Zillertal, Stubaital.
Habt ihr zuhause Radio gehört?
Ludwig: Am Mittwoch das Wunschkonzert mit Fred Rauch, Schlager und so, da sind wir schon umag’sitzt, um den Radio. Samstagabend, wenn z’sammg’räumt war, sind wir draußen in der Werkstatt in der Blechbadewanne ’bad’t worden. Das war überall so.
((O-Ton 53'42'' – 54'30''))
Samstag Feierabend sind oft Operettenmelodien [im Radio] gekommen. Der Vater ist hier [auf der Bank] g’legen, und wir sind auf ihm oben g’legen (lacht) ... und haben die Musik gehört.
Als Kinder haben wir hier drin gescherzt, da war ein Kanapee und ein Stuhl, da sind wir umig’rauscht. Da hinten waren ein Eckschrank und das Spülbecken auf der anderen Seit’ um den Radio herent, da sind wir rauf, haben uns runterg’hängt und [sind] wieder runter. Auch mit den Nachbarskindern. Da ist es schon rund gegangen.
Trotzdem hat die Mutter immer g’sagt: „Mir ist lieber, die Kinder sind herin.“ Es hat ihr nix ausg’macht, wenn’s rundganga is.
Auch beim Nachbarn ..., das war eine Näherei, beim Büchler. Da haben wir hinten an der Eckbank unsere Spiele gemacht, auch wenn die Näherinnen da waren. An der Sattlerei haben wir auch scherzen dürfen, dort wo das Seegras war. Das war ein stärkeres Gras. Das wurde in Zöpfen geliefert. Da gab es eine Drehmaschin’ mit Zähnen, durch die haben wir die Zöpfe gelassen. Das ist dann alles ganz schön geflockt aussi g’kemma. Das hat [der Sattler-Vater] dann wieder ins Kanapee eing’richt’t, gepolstert.
Ich hab mich wohl gefühlt daheim, wir haben aber schon parieren müssen. Wir haben schon folgen müssen und anständig sein. Die Mutter war zuhause und hat uns jeden Mittag Essen gekocht. Wir hatten eine sehr schöne Kindheit.
Hast du Erinnerungen an die Schulzeit?
Ludwig: Wir sind halt brav in d’Schul’ gangen. Alles ist so selbstverständlich abgelaufen.
Dann warst du wohl ein guter Schüler?
Ludwig: Ja, eher scho. Meistens 2er, ein paar 1er, ein paar Mal einen 3er. Ich hab keine Schwierigkeiten g’habt.
Da fällt mir jetzt grad ein: Für eine Lehrerin, die beim Greimel [an der Hauptstraße] g’wohnt hat, haben wir immer Butter holen müssen beim Bauern, am Samstagnachmittag. ... G’freut hat’s uns ned. Beim Bauern haben sie meine Schwester immer ein wenig’tratzt, immer wieder. Meine Schwester wollt sich mit Worten verteidigen, hat aber zum Stottern ang’fangt: „Wa-, Wa- ...“. Die Bauern haben es so aufg’fasst, als wollt’ sie sich lustig machen. Am andern Tag, Sonntag in der Früh, haben die sich mit dem Vater an der Kirche g’troffen, die waren ganz gut miteinander bekannt. Und dann haben wir am Nachmittag hingehen und uns entschuldigen müssen. Obwohl die es waren, die uns provoziert haben! – Von der Lehrerin haben wir ein Zwanzgerl bekommen fürs Butterholen, aber so genau weiß ich das nimmer. Das war aber nicht so wichtig, weil sie eine nette Frau war.
Für dich war klar, dass du in die Schreinerei deines Vaters einsteigen wirst, oder? Deine Ausbildung hast du in der Schreinerei vom Vater gemacht?
Ludwig: Ja, weil er g’sagt hat: „Lernen tust erst, wennst G’sell bist, als Lehrbua lernst no ned a so.“ Es heißt zwar immer: „Die sollen fort in die Lehr’.“ Ich bin dann später als G’sell in zwei Werkstätten gekommen, nicht so lang, eine für ein halbes Jahr. Das war beim Schuster in Gebensbach. Da hab ich dann schon noch ganz schön dazug’lernt. Der hat damals schon, so kann man sagen, einen gehobenen Innenausbau g’macht: dort hat man schon furniert, Einbauschränke gebaut. Bei uns war das noch nicht so gang und gäbe, wir waren eher „Bauernschreiner“. – Die Möbelschreinerei hat mich immer schon interessiert.
Nach den beiden fremden Werkstätten ist der Barras [die Militärzeit] g’kommen, eineinhalb Jahr, danach hab ich daheim 1966/67 mit den G’sellen schon mehr oder weniger die Arbeit ausg’macht. Nicht direkt ang’schafft zwar ...
Den Meister hab ich in München g’macht, der Kurs war in Mühldorf, Freitagnachmittag und Samstag. Das war 1967, ich war 22 Jahre alt. Nach dem Barras hab ich mir denkt: „Den Meister machst gleich, dann hast es hinter dir. Und [19]68 haben wir dann Prüfung gehabt, in der Kerschensteiner Gewerbeschule [heute: Berufsschule für Holztechnik und Innenausbau] in der Liebherrstraße in München, gleich beim Isartor.
Hatte dein Vater eigentlich immer Mitarbeiter?
((O-Ton 1h 05'40'' – 1h 06'10''))
Ludwig: Ja, in der Regel zwei G’sellen. Das war dann später bei mir auch so. Etwas Größeres hab’ ich auch nie angestrebt. Ich wollte für Kunden in der Nähe arbeiten. Obwohl es mal eine Zeit gegeben hat, da hat das nicht mehr g’langt. Da sind wir dann zeitweise nach München zum Arbeiten g’fahren. Da waren auch Fenster [zu machen], aber auch viel Möbel. Aber ganz viel war daheim.
Wie seid ihr denn dort an Kunden gekommen?
Christa: Das ging alles über Mundpropaganda.
Ludwig: Vom [Buchbacher Viehhändler Max] Redwitz, der [Sohn] Hermann, der ist als Steuerberater nach München kemma. Der hat mir Kunden zu’bracht. Mein Stiefbruder – meine Mutter ist ja 1970 gestorben und der Vater hat noch einmal g’heirat, und die Frau hat an Buam g’habt, der ist dann auch bei uns g’wesen – ist Ingenieur ’worden, und Kollegen von ihm haben ihr Haus ’baut, in Vaterstetten. Und da sind dann wieder wir zum Zug kemma. Am Ende hat sich ein ganzer Straßenzug einrichten lassen von uns.
Dahoam [in Buchbach] ist vielleicht nicht so viel gebaut worden. Mit Fensterstöcken hab ich ja nicht so viel am Hut g’habt, auch mit den entsprechenden Maschinen hab ich mich nicht eing’richt’. Manche [Schreiner] haben [damals] stark auf Maschinen g’setzt und konnten Fensterstöcke rationeller fertigen, jedenfalls für einige Zeit. – Ich hab mich mehr auf Möbel eing’stellt, ja, zum Teil auch Büromöbel.
Es hat sich eigentlich immer so ergeben: die Leut’ sind zu mir g’kommen. Wir haben uns oft am Sonntagnachmittag zsammg’sitzt, und ich hab’ mir ang’hört, was s’ möchten und was für sie praktisch ist. Ich bin dann heim, hab Zeichnungen g’macht, am Anfang nur Ansichten.
Hast du das als Schreiner in der Ausbildung gelernt?
Ludwig: Zeichnen haben wir schon als Lehrbua g’lernt. Das lernt man von Grund auf, die einzelnen Holzverbindungen und das alles.
Du hast also mit der Hand gezeichnet. Hast du irgendwann auf Computer umstellen müssen?
Ludwig: Bei mir nimmer. Ich war schon zu alt. – Einmal wollt’ ich schon die weiterführende Meisterschule besuchen, das wär z’München g’wesen, für eineinhalb Jahr’. Aber ich hab zuerst das Programm durchg’lesen, da waren Sachen dabei wie REFA [REFA ist Deutschlands älteste Organisation für Arbeitsgestaltung, Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung. Ziel ist lt. Verbandszweck die "Steigerung der Wirtschaftlichkeit durch Ausbildung"].
((O-Ton 1h 10'16'' – 1h 10'31''))
Da hab ich mir gesagt: „Das ist für mich nix. – Ich mag mich nicht vor die Leut’ hinstellen und sie stoppen. Bei uns wird’s gemacht, so wie wir die Zeit brauchen, so wie ich das möcht’ und nicht unter Zeitdruck.“
Außerdem waren Fächer dabei, bei denen ich mir g’sagt hab’: "Da geh ich mindestens ein halbes Jahr umsonst in d’Schul’."
Der Landesinnungsverband hat Perspektivkurse abg’halten, da hab’ ich mich angemeldet. Da sind etliche Schreinermeister z’sammkemma. Das war In Traunstein, bei einem Architekten mit einer Schreinerei. Der lehrte eine recht einfache Methode: Ansichten auseinanderklappen, so wie bei einer Puppenküche, und über einen Fluchtpunkt wurden die Maße perspektivisch übertragen. So ergibt sich ein räumliches Bild.
Unsere Innung hat auch mal einen Kurs in Mühldorf angeboten, mit einem Zeichenlehrer aus einer Münchner Schul, ein ganz ein exakter, des war a Preiß, so a kleins Manschke, ein ganz ein exakter. Er hat erzählt, er hätt’ schon im Innenarchitekturbüro für Adolf Hitler gearbeitet ...
Zu seinem zweiten Kurs sind grad noch drei Leut’ kemma, weil’s dene einfach a brecke z’viel worden is. Ich wollte aber noch mehr dazulernen, Farblehre und so etwas. Da hat er angeboten, dass ich auf d’Nacht ein paar Mal zu ihm komm.
Damals war ich in der Berufsschule in Mühldorf „Praktischlehrer“, die haben auf selbstständige Meister g’setzt. ... So kommt ein wenig frischer Wind [in die Ausbildung der Jungschreiner] rein.
Wieso hat dich denn die Farblehre interessiert? Als Schreiner hat man doch in erster Linie mit Holz zu tun ...
Ludwig: Naa, wir haben schon mit Farben zu tun. Innenarchitektur zu studieren, das wär’ mir wieder zu viel Schule g’wesen. Aber Farben z’sammenmischen und beurteilen, das schult das Auge.
Später wollt’ ein Leiter der Kreishandwerkerschaft einen Perspektivkurs anbieten und hat mich gefragt, ob ich das machen will. Ich hab’ zug’sagt und hab’ mich neben der Arbeit schon noch ganz schön hinsetzen müssen, um den Unterricht vorzubereiten. Wie ich das meinem alten Lehrer, der mich privat unterrichtet hatte, erzählt hab’, da ist der narrisch worden, dem ist der Kopf ang’laufen: „Das kannst du nicht!“ (lacht) – Er hat sich dann schon wieder beruhigt, er hätt’s ja nie nimmer g’macht.
Für einen Perspektivkurs habe ich ein Konstruktionsmodell gemacht, ein ganz einfaches. Das hab ich ihm [dem früheren Lehrer] gezeigt, weil es mich so gefreut hat. Kritisiert hat er nicht, aber g’sagt hat er: „Da hätt‘ man noch eine Tür hinmachen können.“ (alle lachen)
Wir hatten auch jemanden [in Mühldorf], der Farblehre unterrichtet hat, ein Malermeister und der Kreisheimatpfleger von Altötting. Der hat vom Restaurieren her die Bauernhöfe südöstlich von Altötting ’kennt. An einem Sonntag hat er ein paar Schülern auf einem Ausflug mal die Bauernhöfe gezeigt. Das war schon ein schöner Nachmittag! Mich haben die einfachen Farben beeindruckt, mit denen die gearbeitet haben. Und die Handwerkskunst. Ganz beeindruckend ist der Spiegel an den Stadln, das Bundwerk. Jeder Zimmerer hatte einen eigenen Schlüssel, wie er den Spiegel aufgebaut hat. Ein Kenner sah sofort, welcher Stadl von welchem Zimmerer ist.
Hast du eigentlich in deinem Betrieb auch ausgebildet?
Ludwig: Ich hab’ elf Lehrlinge g’habt, anders als in den großen Betrieben hab’ ich als Chef die Lehrlinge ausgebildet. Es waren auch schwierige dabei, ohne richtigen Antrieb. Zwei waren
Sonderschüler, aber das waren brave Leut’. Von 1983 bis 1990 hab’ ich gleichzeitig immer zwei Lehrbuben g’habt, weil so viele eine Lehrstelle g’sucht haben. Wir haben halt wollen, dass sie einen
Arbeitsplatz bekommen. Weh tut es dann scho, wenn’s heißt: „Aber b’halten hat er sie ned.“ Aber es ist ja wichtig, dass einer dann als G’sell noch anderswo Erfahrungen sammelt. Das war bei mir auch
wichtig.
In Buchbach hat’s früher ein Kino gegeben. Wart ihr auch dort? Und welche Filme habt ihr angesehen?
Christa: Ich nicht, ich hab’ das nimmer g’sehen.
((O-Ton Datei 1029 1h 19'40'' – 1h 20'16''))
Ludwig: Jetzt wart: Damals war ich Lehrbub, 1959 oder vielleicht ist es schon 1957 ’baut worden ... Das Kino ist vom Greimel und von ein paar Verwandten ’baut worden. Ich hab dem Bäckerlehrbua vom Greimel beim Einheizen geholfen, der hat einheizen müssen, wenn’s kälter g’wesen ist. Dafür hab ich umsonst ins Kino dürfen.
Wir sind viel mit den Eltern Sonntag auf d’Nacht ’gangen. Da sind Filme gekommen, wo der [Schweizer Schlagersänger] Vico Torriani [war sehr beliebt beim deutschen Publikum] gesungen hat, da gab’s Lieder, die mir heut’ noch g’fallen. – Schulfilme gab’s auch zu sehen, „Das fliegende Klassenzimmer“ [ein deutscher Schwarzweißfilm mit Peter Kraus und Michael Verhoeven nach dem Buch von Erich Kästner] ...
Auch an das Kino in der alten Turnhalle kann ich mich noch erinnern. Aber da war ich nicht so oft drin.
Und wie habt ihr zwei euch kennengelernt?
Christa: Er hat lang braucht, bis er g’heiratet hat. (lacht)
Ludwig: Ich hab’ immer gedacht, ich lern mal jemanden bei der Landjugend kennen. Aber da war nichts ... vielleicht hat man sich zu fest g’kennt. Bis 22 Jahren bin ich gar nicht viel fort gegangen. Aber auf einmal hab ich das Tanzen gern mögen. Und dann bin ich ziemlich regelmäßig zum Tanzen g’gangen. Wir waren auf großen Tanzböden, in Haigerloh, allein oder mit Freunden, in Geisenhausen, wir sind dahin g’fahren, wo eine Kapell’n g’spielt hat, die uns g’fallen hat, und wo viel Platz war. Da haben wir schon Kilometer z’sammbracht ...
Christa: ... ja, beim Tanzen. – Ich komm von Reichertsheim. Zum Tanzen war ich auch oft in Haigerloh, aber da ist der Ludwig immer hinter der Säule g’sitzt, da hab ich ihn nie g’sehen.
Ludwig: In Wasserburg auf dem Trachtenball, dort, wo heute Basketball g’spielt wird, da haben wir uns kenneng’lernt. Da sind wir zufällig am selben Tisch z’sammkommen.
((O-Ton Datei 1029 1h 24'45'' – 1h 25'10''))
Christa: Irgendwann war Damenwahl, und ich hab so ein Bierfilzl g’nommen und hab’ mir gedacht: „Wie fordert ich jetzt den Herrn dahinten auf?“ Und da hab’ ich das Bierfilzl ’packt und zu ihm hing’schmissen. (lacht)
Ludwig: Und des is ins Auge ’gangen. (beide lachen)
Christa: Des is genau da hin (deutet auf Ludwigs Wange und lacht). Und dann hat des passt. Das war meine Aufforderung an ihn. – Heut machen wir es nimmer so viel, das Tanzen. Es spielt ja nirgends mehr eine gute Kapelle.
Ludwig: Da zieht mi nix in d’ Höh. Erst kürzlich sind wir auf einer Hochzeit g’wesen. Die Kapell’n hat gemäßigt g’spielt, keine Volksmusik, manchmal aber trotzdem die alten Schlager wie „La Paloma“ oder „Ring of Fire“.
Seid ihr in Vereinen?
Christa: Ich bin im Gartenbauverein.
Ludwig: Und ich bei den Altschützen, zur Feuerwehr bin ich hin’gangen, da bin ich aber nicht mehr aktiv, zu den Veteranen, beim TSV ...
Christa: Da sind wir beide.
Ludwig: Früher haben wir a brecke Fußball g’spielt. Leichtathletik mit Laufen und Springen hätt’ mich interessiert ... Mit 18 Jahren hat sich aber dann das mit dem Bergsteigen ergeben.
Da bist du später dann nicht mit, Christa, oder?
Christa: Ich fahr lieber mit dem Lift auffi, aber des mag er ned so (lacht). Oben umanandgeh’n, des is scho was Schön’s ...
Ludwig: Das ist ein riesen Zeitsprung, sie ist ja 15 Jahr jünger als ich. Ich bin ja schon 1960 in die Berg ’gangen ...
Christa: Da bin ja i erst auf d’Welt ’kommen. Da hätt’ er mi mit der Krax’n mitnehmen müssen! (lacht)
Ludwig: Am Anfang sind wir schon ein paarmal miteinand in die Berg. ... Ich wollte aber nicht, dass ich oft am Sonntag nicht daheim bin, und sie sitzt daheim.
Ganz am Anfang noch hab ich zu ihr g’sagt: „I geh in die Berg.“ Und auf einmal sagt sie: „I hab mir Bergschuh’ g’kauft.“ – „Oh mei“, hab i mir dacht, „jetzt kauft sie sich schon Bergschuh a.“
Christa: Was die Liebe alles macht! Ich bin sogar auf die Berliner Hütte mit’gangen, das war eine recht strenge Tour.
Ludwig: Das war ungefähr [19]90. Da war ich schon 40/42, da haben wir [Ludwig und sein Cousin] schon keine so strengen Touren mehr g’macht. ... Dort oben ist der Schwarzsee, das ist einer der schönsten Anblicke, den ich kenn’. – Zu unserer Zeit [in den 1960er Jahren] war noch viel mehr Gletscher ... Damals sind gute Bergsteiger – ich hätte mich das nicht getraut – über das Firndreieck aufs Mösele auffiganga. Das gibt es heut’ nicht mehr. Genauso wenig wie den Blaueisgletscher ...
Christa, mir ist immer euer schöner Bauerngarten beim Vorbeifahren aufgefallen. Was bedeutet denn der Garten für dich?
Christa (überlegt kurz): Freude! Ich mach’s gern, des Garteln. Ich bin lieber draußen als drin. Wir haben Kartoffeln, Tomaten, Paprika, auch Spargel, nicht so viel. In unserem Stoagarten, so sag ich immer, da wachsen Krokus und ein Haufen Schneeglöckchen im Frühjahr, später dann ist da ein Meer von Margeriten, Kornblumen, auch gelbe Nachtkerzen.
Ludwig: Denen schau ich gerne zu beim Aufgeh’n.
Ludwig, was ist Heimat für dich?
Ludwig: Dazu fällt mir ein: Ich bin da herin, wo wir jetzt grad sitzen, geboren. Ich bin 70 Jahre hier daheim und hier zum Essen reingegangen. Über die Schreinerei habe ich mitbekommen, wie oft mancher umgezogen ist. Ich hab das Glück g’habt, dass ich nie hab’ umziehen müssen. Und ich bin gern da daheim. ... Und die, die eingeheiratet haben, das war schon bei meiner Mutter so, die wollt nimma aussa geh, und bei der Christa ist es auch aso. (Christa nickt und lacht)
Vor allem, dass man die Arbeit daheim hat, das gehört ja auch zur Lebensqualität.
Die Fragen stellten Marieberthe Hoffmann-Falk für den Heimat- und Kulturverein Buchbach und der Dokumentarfilmer Hans Prockl am 11. Oktober 2016.
Viele Fotos wurden uns freundlicherweise von Ludwig und Christa Rauscher zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Das Original des Klassenfotos befindet sich im Marktarchiv Buchbach. Weitere Fotos und Reproduktionen hat Hans Prockl erstellt.
Technik:
Tascam DR100-MKII PCM Rekorder, Lavaliermikrofon Voicetec VT-501 (Ludwig Rauscher), Sennheiser MKH 416 (Christa Rauscher); wav, 16 bit